Cellesche Zeitung berichtet über Hospizalltag
Wie wirkt sich die Covid-19-Pandemie für schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen aus? Was ändert sich für das Leben im Hospiz und gibt es weiterhin auch Hilfe im ambulanten Bereich? Die Cellesche Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 31. März, wie man den Herausforderungen begegnet. Und dass auch jetzt an die Menschen im Hospiz gedacht wird.
Cellesche Zeitung vom 31. März 2020
Hier der Artikel noch einmal zum Nachlesen:
„Wir lassen niemanden allein“
Was die Corona-Pandemie für die Arbeit im Hospizhaus bedeutet
CELLE. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Das Herunterfahren sozialer Kontakte per behördlicher Anordnung gegen die weitere Ausbreitung von Covid-19 gehört derzeit dazu. Was aber bedeutet der jetzt herrschende Ausnahmezustand für schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen?
„Wir nehmen unseren hospizlichen Auftrag weiterhin in vollem Umfang wahr. Auch in Zeiten von Covid-19 sind wir natürlich weiter für die Menschen da, wir lassen niemanden allein“, stellt Inga Janßen, Leiterin des Celler Hospiz-Hauses, klar. So blieben auch die Angehörigen weiter in die Begleitung miteinbezogen. Nach der aktuellen Allgemeinverfügung vom 22. März müssen sie auch nicht befürchten, dass ihnen der Zutritt zum Hospiz und damit der persönliche Kontakt mit dem Hospizgast verweigert wird. Bei erkrankten Personen, bei deren Behandlung die Linderung der Beschwerden und die Erhaltung der Lebensqualität im Vordergrund stehen, also eine palliative Versorgung vorliegt, haben die Zugehörigen auch weiterhin Zutritt. Wer dem einzelnen Hospizgast ein Zugehöriger ist, bestimmen diese schon immer selbst.
Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr gelten allerdings auch im Hospiz. So werden Besucher, die sich innerhalb der zurückliegenden 14 Tage in einem der vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten Risiko-Gebiete aufgehalten haben, ebenso wenig eingelassen wie Personen, die sich bereits erkrankt fühlen. Außerdem wurde die Anzahl der Besucher beschränkt. So dürfen jeweils nur 2 Personen einen Hospizgast zeitgleich besuchen. Am gemeinschaftlichen großen Esstisch und in den Gemeinschaftsräumen wie Wohnstube oder Wintergarten dürfen sich nur noch bis zu 3 Personen gleichzeitig aufhalten. Sämtliche Veranstaltungen wie etwa Fortbildungen für Pflegekräfte und Ärzte wurden bis auf weiteres ausgesetzt. Um die Ansteckungsgefahr weiter zu minimieren, werden außerdem bis wenigstens zum 30. April keine ehrenamtlichen Helfer im Hospiz eingesetzt.
Heike K., die seit Januar im Hospiz lebt, fühlt sich dennoch gut aufgehoben im Hospiz. Noch im Februar hatte sie mit dem Malteser Herzenswunsch-Krankenwagen das Max-Raabe-Konzert in der Celler Union besucht und den bekannten Sänger dabei sogar persönlich kennenlernen dürfen, heute wegen der Corona-Krise kaum mehr vorstellbar für die 55-Jährige. Sie bekommt weiterhin regelmäßig Besuch von ihren Freundinnen Franka Scheidemann und Heike Zachau, die immer einen Korb mit frischem Obst und Gemüse für alle im Hospiz dabei hat.
Auch andere denken in diesen Tagen an das Hospiz. Justus Staeck vom gleichnamigen Blumenhaus in der Celler Blumlage überraschte die Mitarbeiter am Freitag mit einer Wagenladung bunter Frühlingsblüher, die von Hausmeisterin Bianca Pape umgehend eingepflanzt wurden. „Es war Frühlingsanfang, da dachten wir uns, wir tun dem Hospiz was Gutes und sorgen für ein bisschen frohe Stimmung“, erklären Birgit Staeck und Ehemann Gerhard, die Inhaber des Blumenhauses.
Bäckerei Wilhelm in der Fuhrberger Landstraße sorgte auch schon vor der Corona-Krise regelmäßig für frische Brötchen im Hospiz. Was bis zum Ladenschluss am Freitagmittag nicht verkauft war, brachte Mitarbeiterin Hannelore Pohle auf ihrem Heimweg in der Glockenheide vorbei.
„Sterben und Tod gehören in die Mitte der Gesellschaft. Kein Mensch soll allein sterben müssen. Dieser hospizliche Grundsatz verliert auch in diesen Zeiten nichts von seiner Gültigkeit“ stellt Janßen klar. Auch in der ambulanten Sterbebegleitung in der Häuslichkeit und in Alten- und Pflegeheimen stehen im Akutfall ehrenamtliche Sterbebegleiter bereit.
Da die ehrenamtlichen ambulanten Mitarbeiter ebenfalls zu schützen seien, würden diejenigen, die ein höheres Risiko tragen, bei einer Infektion mit dem Coronavirus schwer zu erkranken, vorsorglich bis auf weiteres nicht eingesetzt, sagt die Hospizleiterin, die auch für die ambulanten Begleitungen durch Ehrenamtliche in Celle und Umgebung zuständig ist.