Ehrenamt – Trauernde Kinder begleiten
„In meiner Familie sind schon so viele Menschen gestorben“, erzählt Cordula Siebert, „und häufig musste ich das Drumherum organisieren.“ Als sie beruflich kürzertrat, lag es daher für sie nahe, sich ehrenamtlich im Hospiz zu engagieren. Seit 2017 ist sie in der Sterbebegleitung dabei. Für die Trauerarbeit mit Kindern absolvierte sie außerdem eine spezielle Fortbildung.
Seit etwa einem Jahr trifft sie sich regelmäßig in der Guizettistraße im Drachennest mit einem kleinen Mädchen, dessen Schwester gestorben ist: „Von Anfang an trauerte Marie* anders, als Erwachsene das tun“, erzählt Cordula, „Ein typischer Satz von ihr ist: `Du weißt doch, dass meine Schwester gestorben ist – und jetzt spielen wir Verstecken´.“ Kinder würden schnell umschalten, das sage nichts über die Intensität ihrer Trauer. Entscheidend sei es, sich darauf einzulassen und nicht mit einer bestimmten Erwartung in die Treffen zu gehen.
Wichtig ist auch, die eigenen Grenzen zu kennen. Ehrenamtliche Trauerbegleiter sind keine Psychiater, weiß Cordula: „Ich kann mit Marie reden und spielen, basteln oder backen – was sie eben gern machen möchte. Sie psychologisch betreuen, das kann ich nicht.“ Maries Schwester starb draußen. Als Marie sich ängstlich fragte, ob sie jetzt auch sterben müsse, wenn sie rausgeht, bat Cordula die Koordinatorinnen um Unterstützung. Diese empfahlen der Mutter dann, sich auch professionelle Hilfe zu suchen.
Nach mittlerweile einem Jahr erwähnt Marie die tote Schwester immer seltener – eine gute Entwicklung. Das kann sich ändern; danach richtet sich, wie intensiv und häufig die Begleitung weitergeht. Cordula jedenfalls ist flexibel.
„Durch die ehrenamtliche Arbeit im Hospiz bin ich gelassener geworden“, sagt Cordula, „und ich höre besser zu, glaube ich.“ Als im vergangenen Jahr ihr Bruder starb, konnte sie damit umgehen. Was ist noch zu erledigen, was ist noch zu besprechen? Für sie als Schwester war der Abschied natürlich emotional, aber auch durch ihren Einsatz im Hospiz war sie in einer guten Art und Weise darauf vorbereitet.
*Name geändert


