Ehrenamt im stationären Hospiz – eine einzigartige Aufgabe
Ehrenamtlich Mitarbeitende im Hospiz sind keine nette Ergänzung, sondern haben ihre ganz eigene Aufgabe und Rolle – und schenken vor allem ihre Zeit. Eine von ihnen ist Agnes Steinmann, die seit elf Jahren bei uns mitarbeitet, fünf davon auch in der Trauerbegleitung. Es ist ein besonderes Miteinander im Hospiz, findet sie: „Man kann sich wohlfühlen und weiß sich überall gebraucht. Hier wird kein Unterschied gemacht, ob man mit einem Gast redet, spazieren geht, den Tisch deckt, oder die Spülmaschine ausräumt. Jede Hilfe ist wichtig und trägt dazu bei, dass im Hospiz alles läuft.“ Sie selbst hat am liebsten mit Menschen zu tun – egal, ob es die Sterbenden selbst sind oder die um sie Trauernden.
Alle Betroffenen sind in einer extremen Lebenssituation: Der Hospizgast steht an seinem Lebensende, die Zugehörigen verlieren einen lieben Menschen – alle müssen einander loslassen. Ehrenamtliche sind in dieser äußerst sensiblen Situation neutrale Gesprächspartner mit innerer Distanz, die Sterbenden und Angehörigen wertfrei begegnen. Daraus kann sich ein besonderes Vertrauen entwickeln. Oft reicht es, den Betroffenen Mut zu machen, ihren Abschied und ihre Trauer so individuell zu gestalten, wie es zu ihnen passt – wütend und laut oder still und leise, schnell vorbei oder lang andauernd …
In der Begleitung gehe es nicht darum, die richtigen Worte zu haben oder besonders gut trösten zu können, sagt Agnes Steinmann: „Menschen wollen vor allem, dass man ihnen zuhört.“ Das erlebt sie bei Sterbenden ebenso wie bei Trauernden. Viele seien zum Beispiel unsicher, ob sie Witze machen oder lachen dürften: „Aber Konventionen haben in der Begleitung keinen Platz. `Das macht man so, das muss so sein?´ Nichts davon gilt, nichts davon darf lähmen.“ Sie erlebt, dass diese Freiheit es Betroffenen manchmal leichter macht, mit einem Außenstehenden über Abschied, Tod und Trauer zu reden, als mit den Liebsten. Einige könnten zum Beispiel nur in der Begleitung weinen – oder über Alltägliches sprechen: „Am wichtigsten ist es, aufmerksam zu sein, wenn Trauernde über ihre Sorgen und Probleme berichten, und sie zu ermutigen, selbst einen guten Umgang damit zu finden.“
Agnes Steinmann ist dankbar für ihre ehrenamtliche Aufgabe bei uns. Ihre nun schon langjährige Erfahrung sowie die professionelle Unterstützung durch die Koordinatorinnen und die Supervision machen sie gelassen und sicher, auf Sterbende und Trauernde zuzugehen: „Die Begegnung mit so vielen Menschen und ihren Schicksalen und deren Vertrauen zu mir empfinde ich als große persönliche Bereicherung. Die Anerkennung meiner Unterstützung und die mir gezeigte Dankbarkeit machen mir das Ehrenamt sehr wertvoll.“


