In guten Händen – bis zuletzt
Mitten in der Stadt, aber für die meisten dennoch nicht präsent: Wir besuchen das Celler Krematorium und treffen dort Benjamin Nuhn. Er ist Kremationstechniker, ein Beruf, der für Reaktionen sorgt, die wir als Hospizler auch kennen, nämlich: `Toll, dass du das machst´ und `Ich könnte das nicht!´. Benjamin Nuhn macht und kann und freut sich, wenn Angehörige kommen und – hinter vorgehaltener Hand – sagen: „Das war schön!“ Eine Einäscherung als `schön´ zu empfinden und zu benennen, das koste offenbar noch immer Überwindung. Dabei geht es genau darum: Die Angehörigen sollen sich gut aufgehoben fühlen und den Verstorbenen in guten Händen wissen. „Bei uns bekommt jeder Verstorbene eine Nummer“, sagt er, „das mag im ersten Moment vielleicht anonym klingen. Aber eine Hilde Müller mag es zweimal im Jahr geben, jede Nummer dagegen ist einmalig – wie der Mensch, um den es geht.“
Das Einzugsgebiet des Celler Krematoriums ist groß: 320 Kilometer im Umkreis. Dennoch ist die Anlage vergleichsweise klein: Es kommt zu fünf bis zehn Einäscherungen pro Tag. Ihre letzte Ruhe finden die Verstorbenen im Garten Rosenfrieden, der besonderen Urnengrabstätte auf dem Stadtfriedhof. 1.600 Namenstafeln erinnern an die Verstorbenen; Gräber und Rosengarten werden rund ums Jahr von Gärtnern gepflegt.
Wir schauen uns alles an und dürfen bei einer Übergabe dabei sein: der Moment, wenn der Sarg dem Feuer übergeben wird. Erst einige Stunden später ist der Einäscherungsprozess abgeschlossen und die Asche des Verstorbenen wird in die Urne abgefüllt, natürlich ohne all das, was der Hitze standhält – Sargnägel zum Beispiel. Hier im Krematorium ist der Tod täglich präsent; der Umgang damit und mit den Verstorbenen ist individuell und würdevoll. Es ist dieselbe Haltung, die wir auch im Hospiz leben. Entsprechend ehrlich kommen wir ins Gespräch. „Ich spüre Ihnen ab“, sagt Benjamin Nuhn zum Abschied, „dass Ihre Gäste bei Ihnen in guten Händen sind.“ Denselben Eindruck haben wir von ihm auch.