DrachenWelten – Raum für Tränen, Spaß und Wut
„Kinder trauern anders“, sagt Heidi Willuhn, Trauerbegleiterin im Zentrum für ehrenamtliche Hospizarbeit. Entsprechend ist auch die Begleitung trauernder Kinder etwas Besonderes – und deshalb genau der Bereich, in dem sie sich seit drei Jahren begeistert engagiert. Sie erklärt weiter: „Kinder haben Pfützen, so heißt es. Sie weinen und lachen kurz hintereinander und haben im nächsten Moment ein schlechtes Gewissen, dass sie gelacht haben.“ Das ist normal für Kinder. So einschneidend der Tod eines Angehörigen für ein Kind ist, „Kinder müssen Kinder sein und eben anders trauern dürfen“, betont die Trauerbegleiterin, „aber nicht nur das: Niemals sollte man von ihnen erwarten, dass sie die Aufgaben eines Erwachsenen übernehmen.“
In der ambulanten Hospizarbeit gibt es deshalb ein monatliches Treffen für trauernde Kinder: Die DrachenWelten bieten Raum für Gespräche über den Umgang mit Abschied, Tod und Trauer auf der einen Seite und zweckfreies Spiel, ausgelassenes Toben sowie kreative Entfaltung andererseits. Hier darf gesprochen und geweint werden über so schwere Themen wie Abschied (Ein Koffer voller Erinnerungen), Trost (Was trägt mich?) und Weiterleben nach dem Verlust (Kraftquellen) … „Im Januar 2023 fingen wir mit einem Kind an“, erzählt Heidi Willuhn, die diese Gruppe zusammen mit Valeska Elmers betreut: „Seit etwa anderthalb Jahren kommen verlässlich sieben Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren zu uns.“
Weil jedes der Kinder schon Verlust erlebt hat, existiert eine grundsätzliche Akzeptanz – die Details der Erfahrungen sind nicht entscheidend. Gleich zu Beginn darf jeder sich auf der Gefühlsampel mit einem Smiley einordnen – wie geht es mir heute? Auch ein Licht wird jedes Mal angezündet. Die Stimmung ist selten gedrückt: „Es gibt weniger Tränen, als man vielleicht erwartet, dafür viel Albernheit oder auch mal Wut.“ Am Gespräch beteiligen sich alle; auch das Bedürfnis nach Bewegung ist bei allen vorhanden. Heidi Willuhn bringt manchmal ihre Boxhandschuhe mit, so dass Einzelne Dampf ablassen können. Was im Kreativteil entsteht, nehmen die Kinder mit nach Hause: einen Traumfänger, ein bedrucktes T-Shirt, Erinnerungskekse … Dadurch bleiben die besprochenen und bearbeiteten Themen präsent und zeigen den Kindern: Meine Trauer hat einen Platz – ich entscheide, wann und wie.